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Meine 10 Top-Tips für die Gesprächsführung

Vorbemerkung

Hier geht es um Gespräche, die ich führen will oder muss.

Oftmals haben diese Gespräche einen konflikthaften Charakter. Und häufig beobachte ich bei dieser Art von Gesprächen, dass wenig erreicht wird, dass Beziehungen belastet und verschlechtert werden, dass hinterher die Situation schlimmer ist als vorher.

Es geht nicht um „sich unterhalten“ oder Small Talk. Und um es gleich vorwegzunehmen: Erstens ist der Übergang zwischen Gespräch und Small Talk fließend. Zweitens verfolgt auch eine Unterhaltung oder Small Talk ein Ziel.

Und drittens sind alle Formen von Gesprächen wichtig. Insbesondere im beruflichen Kontext wird wer Wert von Unterhaltung und Small Talk zu gering eingeschätzt. Es geht längstens nicht immer um Effizienz sondern in vielen Fällen auch um Phantasie, Kreativität, Zufälle und Überfluss.

1. Kein Gespräch ohne Ziel!

Du solltest wissen, was Du in dem Gespräch erreichen willst. Was soll hinterher (bei wem) anders sein als vorher?

Wenn das nicht klar ist, oder Du das nicht weißt, führe das Gespräch NICHT.

Denke intensiv nach. Formuliere es aus. Hinterfrage es. Meistens werden die Ziele zu allgemein oder oberflächlich definiert.

Und überlege, ob das formulierte Ziel realistisch in einem Gespräch zu erreichen ist, oder ob es eine Folge von Gesprächen braucht.

2. Innere und äußere Vorbereitung!

Während letzteres in einigen Fällen gemacht wird, passiert ersteres selten.

Innere Vorbereitung: Wie gehst Du in das Gespräch? Was ist auf Deiner „Emotionsanzeige“ (Unsicherheit, Angst, Wut, Aggression, Kampf, Ohnmacht, Ungerechtigkeit)? Wenn die Anzeige auf „gelb“ oder gar „rot“ steht, solltest Du das Gespräch verschieben und / oder Dir Hilfe suchen – insbesondere, wenn etwas auf dem Spiel steht.

Äußere Vorbereitung: Einladung, Zeit, Raum / Ort, Infos / Ziel / Thema für Gesprächspartner, eigene Infos vor- und aufbereiten.

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Aber wie oft gehen Gespräche in die Grütze, weil das nicht stimmt.

3. Lerne den Start oder die Intro auswendig!

Insbesondere bei schwierigen Gesprächen ist der Einstieg eine große Hürde. Aber wenn Du ein ein Gespräch „stolperst“, „stolperst“ Du im allgemeinen bis zum Ende durch das Gespräch.

Deshalb schreibe Dir evtl. auf, aber lerne den Start „auswendig“, so dass Du Dich am Anfang nicht damit auseinander setzten musst.

4. Frage Dich: Willst Du etwas dazu lernen oder geht es um das Gewinnen und Verlieren?

Wenn Du nicht bereit bist zu lernen, überlege nochmal, ob es sinnvoll ist, das Gespräch überhaupt zu führen.

5. Kläre für Dich: Was ist der Worst Case des Gespräches?

Gerade bei schwierigen Gesprächen signalisiert der innere Emotions-Kompass oft eine mögliche Katastrophe, wo es gar keine gibt. Es ist gut das zu klären.

6. Kommunikation beginnt mit Zuhören!

Wenn Du Dein Ziel erreichen willst, musst Du den Gesprächspartner verstehen. Deshalb: Sei interessiert, stelle Fragen oder einfach mal die Klappe halten.

Häufig werden Gespräche unter dem Motto geführt: Ich muss dem anderen nur oft und laut genug meine Meinung sagen, dann wird er sich schon bewegen.

7. Gespräche führen braucht die Haltung von Jiujitsu!

Folge dem anderen, gib dem anderen Raum, sei beweglich, aber verliere Dein Ziel nie aus dem Auge.

8. Sei bereit, überrascht zu werden, sei bereit zu lernen!

Wenn Du nicht bereit oder in der Lage bist zu lernen, Deine Einstellung, Haltung oder Meinung zu ändern, gibt es keine Kommunikation, ist jedes Gespräch sinnlos.

Was bedeutet es für Dich aus einen Gespräch anders rauszugehen, als Du reingegangen bist – mal ehrlich? Und – natürlich – es hat immer Konsequenzen, wenn Du Dich änderst.

9. Beende kein Gespräch ohne Vereinbarung oder Ergebnis!

…. und sei es die Vereinbarung, das Gespräch noch einmal zu führen oder fortzusetzen.

Zu viele Gespräche gehen auseinander, ohne das klar ist, wer was nun tut, welche Entscheidung nun getroffen ist, zu dem beide wirklich „ja“ sagen können oder gesagt haben. (Wirklich meint wirklich, und ist eine Frage wert.)

10. Nachbereitung – Nachbereitung!

Nimm Dir Zeit für die Nachbereitung, sonst wird Du nicht lernen, Gespräche gut zu führen.

Was hast Du erreicht (von Deinem Ziel)? (Nicht schlimm, wenn das Ziel anders geworden ist.)

Was hast Du gelernt?
Was hast Du gelernt?
Was hast Du gut gemacht?
Was kannst Du (das nächste Mal) besser machen?

Und natürlich ist es sinnvoll, Notizen zu machen, Protokoll zu schreiben, Ergebnisse festzuhalten und mit dem Gesprächspartner nochmal zu kommunizieren etc.

Nach dem Gespräch ist vor dem Gespräch.

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Vergib Dir selbst, das was nicht geglückt ist oder das, was Du versemmelt hast. Das Leben ist zum Lernen da.

11. Bonus-Tips

  1. Manchmal ist es sinnvoll mitzuteilen, wie es einem geht (Ich-Botschaft). Ich weiß gerade nicht weiter … ich brauche eine Pause … darüber muss ich erst mal nachdenken … das setzt mich unter Druck … – kann durchaus helfen. Der Gesprächspartner ist meistens nicht Dein Feind.
  2. Pausen, Gesprächsfolgen helfen. Es ist unglaublich, aber manchmal muss man über eine Frage oder Problem nachdenken, und das braucht Zeit. Es besteht zwar häufig die implizite Erwartung, dass es auf jede Frage gleich eine Antwort gibt, aber wenn Du das tust, ist die Antwort in vielen Fällen eben schlecht. Deswegen ist es gut, in Gesprächen zu verlangsamen, Pausen zuzulassen … Das ist nicht ineffizient.
  3. Lass Dich nicht zu etwas drängen. Selten ist es notwendig, sofort eine Entscheidung zu treffen oder etwas zuzusagen.